Mittwoch schmeckt gut (1991)

Mittwoch schmeckt gut (1991)
Žánr
Bücher für Kinder und Jugendliche
Nakladatelství
Thienemanns

Katja ist als Säugling in einem Zug ausgesetzt worden. Nachdem sie einige Zeit in einem Säuglingshort alle nervösen und weinenden Kinder durch ihre friedliche heitere Art besänftigt hat, kommt sie in das Kinderheim Sonnenblume. Hier ist Pralinchen Direktorin. Sie meint, dass allzu viel Ordnung Kindern schade, wild-romantische Unordnung aber deren Phantasie anrege. Bei ihr werden Kinder fast ohne Zwang und Strafe erzogen, und nichts scheint Pralinchen unnormal.

So wundert sie sich auch nicht, als Katja eines Tages Äpfel auf dem Kopf wachsen, die noch dazu wohlschmeckend sind und gute Laune verbreiten. Von Katjas gesammelten Äpfeln backt die Köchin Franziska jeden Mittwoch Apfelstrudel. Aber eines Tages muss Pralinchen ins Krankenhaus. Der neue Direktor ist bemüht, in Sonnenblume Ordnung und Disziplin einzuführen und will Katja von der „Äpfel-Krankheit“ befreien. Doch je mehr sich das lockere Heim in ein ordentliches verwandelt, umso mehr Kinder werden krank, und Erzieher verlassen das Haus. Erst als Pralinchen eines Tages zurückkehren kann, kommt allmählich alles wieder ins alte Gleis.

Thienemanns Verlag, 1991, illustriert von Karin Lechler
Ravensburger, 1995

 

 

„Katja“, sagte Pralinchen ergriffen, „weißt du, was du auf dem Kopf hast?“

Katja ertastete mit den Fingern den Apfel. „´ne Beule“, sagte sie. „Juuuuh, die ist ja riesig!“

„Das ist keine Beule, Katja.“ Pralinchen trat ans Bett und streichelte den Apfel mit der Hand.

„Das ist ein Apfel.“

„Ein Apfel?“

Pralinchen nickte und roch an ihrer Hand. „Mhmmmmmm!“, machte sie.

Nach ihr rochten alle Kinder am Apfel und alle machten:“Mhmmmmmm!“

„Pflücken wir ihn?“, fragte Samuel hoffnungsvoll.

„Warten wir ab, bis er von selbst runterfällt“, beschloss Pralinchen. Mir scheint, dass er noch nicht ganz reif ist.

Am Nachmittag bemerkten die Kinder beim Spielen, dass es den Apfel auf Katjas Kopf nicht mehr gab. Sie suchten ihn im ganzen Heim und im Garten, bis sie den auf der Astgabel schlafenden Samuel fanden. Am Fuß der Linde lag der sorgfältig abgebagte Apfelbutzen.

„Er hat ihn gefressen“, sagte der kleine Timo wehmütig. „Jetzt wissen wir nicht einmal, wie er schmeckt!“

Aber niemand trauerte lange um den Apfel. An dem Tag hatten die Kinder vor, Indianer zu spielen, und sie spielten den ganzen Nachmittag, mit ganzer Kraft. Schließlich musste Franziska, die Köchin, in den Garten gehen, um die Kinder zum Abendessen zusammenzutrommeln.

Sie stellte sich vor die Tür, schlug mit dem Kochlöffel auf den Boden eines Topfes und rief: „Wollt ihr wohl rauskommen, ihr Schlingel, und marsch zum Abendessen! Sonst spül ich das Ganze runter!“

Die Drohung wirkte sofort. Die Indianer begannen aus ihren Höhlen herauszukriechen, und vom Hunger getrieben kamen sie zum Essen. Es gab Frikadellen mit Kartoffelsalat, ein Lieblingsgericht aller Indianer.

„Katja“, sagte Pralinchen ergriffen, „weißt du, was du auf dem Kopf hast?“
Katja ertastete mit den Fingern den Apfel. „´ne Beule“, sagte sie. „Juuuuh, die ist ja riesig!“
„Das ist keine Beule, Katja.“ Pralinchen trat ans Bett und streichelte den Apfel mit der Hand. „Das ist ein Apfel.“
„Ein Apfel?“
Pralinchen nickte und roch an ihrer Hand. „Mhmmmmmm!“, machte sie.
Nach ihr rochten alle Kinder am Apfel und alle machten:“Mhmmmmmm!“
„Pflücken wir ihn?“, fragte Samuel hoffnungsvoll.
„Warten wir ab, bis er von selbst runterfällt“, beschloss Pralinchen. Mir scheint, dass er noch nicht ganz reif ist.
Am Nachmittag bemerkten die Kinder beim Spielen, dass es den Apfel auf Katjas Kopf nicht mehr gab. Sie suchten ihn im ganzen Heim und im Garten, bis sie den auf der Astgabel schlafenden Samuel fanden. Am Fuß der Linde lag der sorgfältig abgebagte Apfelbutzen.
„Er hat ihn gefressen“, sagte der kleine Timo wehmütig. „Jetzt wissen wir nicht einmal, wie er schmeckt!“
Aber niemand trauerte lange um den Apfel. An dem Tag hatten die Kinder vor, Indianer zu spielen, und sie spielten den ganzen Nachmittag, mit ganzer Kraft. Schließlich musste Franziska, die Köchin, in den Garten gehen, um die Kinder zum Abendessen zusammenzutrommeln.
Sie stellte sich vor die Tür, schlug mit dem Kochlöffel auf den Boden eines Topfes und rief: „Wollt ihr wohl rauskommen, ihr Schlingel, und marsch zum Abendessen! Sonst spül ich das Ganze runter!“
Die Drohung wirkte sofort. Die Indianer begannen aus ihren Höhlen herauszukriechen, und vom Hunger getrieben kamen sie zum Essen. Es gab Frikadellen mit Kartoffelsalat, ein Lieblingsgericht aller Indianer.

ein Ausschnitt aus dem Buch

Bewertungen & News

Eine Handvoll Daten

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