Auch Mäuse kommen in den Himmel (2011)

Auch Mäuse kommen in den Himmel (2011)
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Sauerländer

Der große Weg der kleinen Maus – Auch Mäuse kommen in den Himmel

Wenn die kleine Maus Dalli vor dem hungrigen Fuchs Weißbauch flieht, ist sie außer sich vor Angst. Kein Wunder, dass sie eine Wurzel übersieht und darüber stolpert. Ihr Sturz von einem hohen Felsen bedeutet jedoch kein Ende, sondern den Anfang der Abenteuer, die auf die kleine Maus warten. So wie jede richtige Maus kommt auch Dalli in den Himmel der Tiere, wo für sie eine Menge Schaukeln, Karussells und viele andere Attraktionen vorbereitet sind. Das Angebot ist so reich, dass Dalli nicht einmal weiß, was sie sich zuerst aussuchen soll. Der einzige Schatten überdeckt ihre Freude: Weißbauch erscheint plötzlich an diesem Ort! Dallis Entsetzen ist grenzlos, bald stellt sich jedoch heraus, dass im Himmel der Tiere wirklich alles anders als auf der Erde ist und dass sogar aus den ehemaligen Erzfeinden hier gute Freunde werden können. Der Aufenthalt inmitten Schaukeln und Karussells ist aber nicht unendlich. Eines Tages muss Dalli sich entscheiden, was nun.

Sauerländer Verlag 2011, Illustration Marine Ludin

 

 

Das Tor öffnete sich von selbst und Dalli schlüpfte mit pochendem Herzen auf die andere Seite. Sie ging ganz langsam und schaute vorsichtig in alle Richtungen. Unbekannte Orte betrat sie immer nur mit höchster Umsicht. Überall konnte Gefahr lauern und eine vernünftige Maus musste mit allem rechnen. Dalli war vernünftig, deshalb wollte sie kein Risiko eingehen – auch wenn sie tot war.

Hinter dem Tor erstreckte sich eine Wiese, über die sich ein Pfad schlängelte. Er führte zu einer Reihe von hohen Kiefern am Horizont. Es sah hier so ähnlich aus wie hinter dem Forsthaus, sodass bald alle Angst von Dalli abfiel. Das Badezimmer muss dort sein, wo Wasser ist, dachte sie und lief auf dem Pfad in die Richtung, aus der Blubbern und Geplätscher ertönte.
In Kürze erreichte sie den Waldrand. Dort blieb sie stehen und sah sich ratlos um.

Zu Hause, in ihrem Wald, kannte sie jeden Baumstock, jeden Stein, aber hier fürchtete sie, dass sie sich verlaufen könnte. Der Pfad verschwand im Gras, das Blubbern erklang von allen Seiten und Dalli wusste nicht, wohin sie gehen sollte.

„Immer geradeaus!“, ertönte es in diesem Moment über ihr. Sie hob den Kopf und erblickte einen Buntspecht. Er saß auf einem Ast und schaute von oben auf Dalli herab, wie es nur Buntspechte können.
„Bist neu hier, was?“

„Ich suche das Badezimmer“, sagte Dalli höflich. Sie beschloss, den überheblichen Ton des Buntspechts nicht zu beachten.
„Dass ihr Mäuse immerzu etwas suchen müsst!“, grinste der Buntspecht. „Ich habe noch keine einzige gesehen, die geradeaus ihrem Schnabel nach gelaufen wäre!“

„Das kommt wohl davon, dass wir Mäuse keinen komischen Rotzschnabel haben“, Dalli konnte sich eine höhnische Bemerkung nicht verkneifen. Mit einigen Geschöpfen konnte man beim besten Willen einfach nicht freundlich sprechen! Buntspecht schien jedoch durch ihre Antwort keineswegs beleidigt zu sein.

„Das ist cool, das muss ich mir merken, ha ha! Ich sag´s dem Star, wenn ich ihn sehe!“, lachte er. „Zu ihm passt das wie der Deckel auf den Topf: komischer, stinkender Rotzschnabel!“

„Stinkender habe ich nicht gesagt!“

„Na und? Hauptsache, daß es den Star auf die Palme bringt! Ich freue mich schon darauf, wie er vor Wut schäumen wird. Seine Eitelkeit ist grenzenlos“, erklärte der Buntspecht und flog empor.

„Warte! In welche Richtung soll ich laufen?“

„Dass ihr Mäuse immerwährend laufen müsst! Flieg mit, wir sind gleich da!“
Da erinnerte sich Dalli, dass sie jetzt fliegen konnte. Wie war es möglich, dass sie es vergessen hatte? Sie hob ab und holte den Buntspecht bald ein.
„Immer geradeaus?“, rief sie ihm nach.

„Na klar“, antwortete er und Dalli hörte, wie er im Flug kicherte. „Immer geradeaus hinter dem komischen, stinkenden Rotzschnabel!“

ein Ausschnitt aus dem deutschen Manuskript

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