Über die Autorin

Ich bin am 13. Juni 1953 in Olmütz geboren. Olmütz ist eine gemütliche alte Stadt in Mähren, mit vielen krummen Gassen, geheimnisvollen Ecken und Innenhöfen und vielen netten Leuten. Die nettesten von allen waren wahrscheinlich meine Großmutter und meine Urgroßmutter, die mich meine drei ersten Jahre erzogen und verwöhnten. Dann musste ich nach Prag zu meinem Vater und meiner Mutter, die mich nicht verwöhnten, aber nicht weniger liebten. Meine Mutter liebt mich immer noch. Mein Vater ist gestorben, als ich 17 war und er fehlt mir bis heute. Manchmal erzähle ich ihm vor dem Einschlafen etwas Lustiges, was ihm gefallen würde. Er liebte lustige Geschichten und konnte solche auch wunderbar erzählen – er war ein Schriftsteller. Das ist vielleicht der Grund, warum auch ich Schriftstellerin geworden bin. Der Beruf ist ansteckend und unheilbar. Immer wenn ich schreibe, bin ich wie in einem Rausch oder in einem hohen Fieber und dieser Zustand dauert, bis das Buch nicht fertig ist. Momentan ist mein Fieber normal, ich schreibe nichts, aber eine Geschichte entwickelt sich schon langsam in meinem Kopf (oder Herz?), klopft ungeduldig und wird bald rausgelassen werden…

Noch etwas über mich? Ich habe Anna, Vojtech und Lena, das sind meine Kinder, dann habe ich Ivan, das ist mein Mann, Lena hat Betty, das ist ihre Schildkröte, die ich futtern muss, weil Lena verliebt ist und die Schildkröte stets vergisst, und wir alle haben Cyrano, das ist ein schwarzer Kater mit weißen Pfoten, die aber so schmutzig sind, dass sie ebenfalls schwarz aussehen. Wir wohnen in der Prager Altstadt, im vierten Stock, und wenn es schneit, beobachten wir die Flocken auf unseren Dachfenstern und im Sommer hören wir zwei Turmfalken zu, die in der nahen Teinkirche wohnen und beim Morgendämmerung spazierenfliegen, schreien und die fetten Prager Tauben jagen…

2004, aus dem Brief für die Schulkinder in Wallenstein

 

 

Über die Autorin

Bewertungen & News

Eine Handvoll Daten

1953 geboren in Olmütz (Tschechoslowakei) 1972 Abitur in Prag kein weiteres Studium aus politischen Gründen möglich (Vater Jan Procházka war einer der intellektuellen Führer des „Prager Frühlings“) 1975 das erste…

Die autobiographischen Erinnerungen in meinen Büchern

Die Kindheitserinnerungen, oder das, was ich für Erinnerungen halte, bilden einen großen Teil meines Schreibprozesses. Einige ganz bewusst, andere unterschwellig. Als ich die Vorbereitungen für meine ersten Geschichten traf, war…

Friedrich-Gerstäcker-Preis für Jugendliteratur an Iva Procházková für „Wir treffen uns, wenn alle weg sind“

In Vorbereitung meiner Rede zum Friedrich-Gerstäcker-Preis für Jugendliteratur, der Iva Procházková für ihren Roman „Wir treffen uns, wenn alle weg sind“ ehrt, habe ich Rat suchend in „Walden“ von Thoreau…